Bawo Reinhardt - ein Nachruf (en)

Bawo Reinhardt, der in seinem Leben alles mögliche machte und sich nie zu schade war auch als Gelegenheitsarbeiter alle möglichen Jobs zu machen nur um irgendwie seine Familie zu ernähren und in schwierigen Zeiten durchzubringen, sogar irgendwann einmal Gastwirt gewesen war.
Ein Mann der als Gitarrist, Bassist und Sänger in verschiedenen Sinti-Ensembles mitspielte und mit seinen Söhnen Maik und Lulo Reinhardt die Band "I Gitanos" gründete.
Zusammen mit seiner Tochter Tschai (34) gab er Romanes-Unterricht für Sinti an einer deutschen Grundschule im Stadtteil Koblenz-Asterstein – "... damit die Sprache

Bawo unterrichtete selbst mit pädagogischem Geschick, obwohl auch er früher nur selten eine Schule von innen gesehen hatte.
Bawo Reinhardt war stets bestrebt die Freundschaft zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen zu fördern, setzte sich aktiv für die Rechte von Sinti und Roma ein. Er war ein unglaublich begabter Mensch mit vielen Fähigkeiten der nie den Mut verlor, obwohl seine eigene Geschichte ihn anderes hätte lehren können.
Bawo war als kleiner Junge im KZ-Sachsenhausen interniert, musste mitansehen wie viele Mitglieder seiner Familie von den Nazis ermordet wurden. Ein Zeit die ihn prägte und ihn gesundheitlich nie wieder vergessen lassen konnte was er als Kind erleben musste. Dreiviertel seiner Familie, seine Eltern, Onkel und Tanten und viele mehr wurden damals in den KZs der Nazi-Schärgen umgebracht und dennoch wurde Bawo niemals verbittert. Er stellte sich bis zuletzt immer allen Herausvorderungen die das Leben an ihn stellte, war immer bereit zu verzeihen und positiv auf andere Menschen zuzugehen.
"Grade diese schlimme Zeit hat mich so gemacht wie ich heute bin", sagte er mal in einem Gespräch zu mir und: "...was können denn die heutigen Generationen dafür dass ihre Eltern damals weggeschaut haben? Man kann doch niemand dafür verurteilen der es selbst nicht miterlebt hat. Wir sind doch alle Menschen, egal ob Sinti oder Nicht-Sinti, was zählt ist doch der einzelne Mensch!"
Das war seine unnachahmliche Art die Dinge immer positiv zu sehen, das Glas immer halbvoll, nie halbleer.
Ein Mensch der ein hartes Leben zu bewältigen hatte, Krieg, Gefangenschaft, Hunger, Kälte, Misshandlungen und Folter - und der dennoch stets gradlinig blieb, sich immer treu blieb und aufrecht und ehrlich seines Wegs ging.

Ein Vater der seine Kinder nach genau diesen Grundsätzen erzog: "ehrlich währt am längsten" und "sei immer DU selbst, egal was andere sagen."
Ein Mensch dem die Völkerverständigung, insbesondere zwischen Sintis und Deutschen, eines seiner wichtigsten Anliegen war, welches er bis zuletzt aktiv und mit grossem Elan verfolgte.
Er gründete u.a. den Verein "I schuga diewes" (ein schöner Tag) in welchem sich Sinti und Deutsche trefen und sich austauschen konnten um sich näher kennen zu lernen. Und er war mit seinem Bruder Sascha einer der Mit-Initiatoren des "Sinti-Festival Koblenz", welches seit 1997 jedes Jahr in Koblenz stattfand.
Er war ebenfalls Mitbegründer des Sport- und Fussballvereins "SV Reinhardt" am Asterstein in Koblenz wo er sich ebenfalls für das Miteinander der Kulturen über den Sport einsetzte.
Mit ihm verliert die Familie Reinhardt und die Sinti-Gemeinschaft einen stets lustigen, freundlichen und positiven Menschen, einen hervorragenden Musiker der schon früh sein Wissen an seinne Sohn Lulo und seinen Bruder Mike Reinhardt weitergab.
Bawo wir werden Dich vermissen!
I schuga latscho drom an maro debel.