Fake Favino Guitar

    Hier in unserem Artikel “ Fake Favino Guitar “ zeigen wir ein paar Beispiele von offensichtlich gefälschten Favino-Gitarren.

    Fälschung Favino Gitarre 1

    Das erste Instrument stammt angeblich aus dem Jahr 1982 und wurde 2007 im Internet für immerhin runde 6.500.- EUR angeboten, erst über eBay und später über die prvate Internetseite des Anbieters.

    Wer sich ein wenig mit Favinos auskennt entlarvt allerdings ziemlich schnell diese recht plumpe Fälschung einer Favino. Hierzu gibt es gewisse bauliche Merkmale an der man eine echte von einer falschen Favino unterscheiden kann.

    Fake Favino Guitar

    Bei genauem Hinsehen (Foto 1) fällt zunächst auf, dass die Kopfplatte eine für Favino-Gitarren völlig untypische Bauform hat.

    Das allein wäre sicher noch kein Beweis für eine Fälschung, da beide Favino´s auch manchmal mit recht ungewöhnlichen Formen experimentiert oder solche auch auf Kundenwunsch gebaut haben.

    Aber weder Jacques Favino noch Jean-Pierre Favino haben bei ihren Gitarren jemals einen Stahlstab (siehe Foto 1) vorne auf der Kopfplatte verbaut.

    Die neueren Favino-Modelle haben den Stahlstab grundsätzlich immer im Hals, von unten durch das Schallloch zugängig, eingebaut.

    Dieses Instrument müsste, wenn es wie behauptet denn im Jahr 1982 gebaut worden wäre, von Jean-Pierre Favino in Zusammenarbeit mit seinem Vater Jacques Favino hergestellt worden sein. Da der Vater seine Werkstatt erst ca. um 1983/84 endgültig an seinen Sohn übergeben und sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Geschäft zurück gezogen hatte (siehe auch History – Favino).

    Als nächstes fällt auf, dass die Gitarre eine ebenfalls völlig untypische Korpus- und Halsform hat (Foto 2 rechts). Siehe auch Merkmale originaler Favino-Gitarren.

    Die Form des Halses im Schallochbereich, das komplett ovale Schalloch und die Brücke mit integriertem Knocheneinsatz – all das sind Indizien für eine Fälschung denn solche Faktoren sind bei echten Favino-Gitarren nie anzutreffen gewesen. Dies ist also Fakt Nummer 2 warum dies keine echte Favino sein kann.

    Fake Favino Guitar

    Auch wenn man weiss dass besonders Jean-Pierre Favino des öfteren recht kuriose Gitarren gebaut haben mag (siehe auch Seite 3 unseres Artikels über Merkmale originaler Favino-Gitarren), so gibt es dennoch so etwas wie eine „generelle Handschrift“ woran man Favino– Gitarren erkennen kann.

    Fake Favino Guitar

    Ein ebenfalls sehr wichtiges Detail um die Echtheit einer Favino herauszufinden sind die verbauten Mechaniken (Foto 3 links).

    Zwar können diese natürlich auch über die Zeit verändert worden sein. Allerdings ist auch dies eher sehr unwahrscheinlich da beide Favinos (sowohl Vater als auch Sohn) bis in die frühen 1990er Jahre die sehr langlebigen SB-Mechaniken (Salvatore Billardi) oder später (ab ca. 1990) dann die sog. „Open Schaller tuners“ auf ihren Gitarren verwendet haben.

    Die SB-Mechaniken sind jedoch qualitativ so hochwertig dass selbst älteste Favinos der frühen 1960er Baujahre noch zum grössten Teil ihre Original-Mechaniken haben. 

    Solche „billigen“ Mechaniken wie sie auf dieser falschen Favino oben zu sehen sind, wurden von Jean-Pierre Favino selbst jedenfalls niemals verbaut.

    Selbst wenn nun aber das im Korpus vorhandene Label angeblich sagt, dass dies eine echte Favino-Gitarre sei, so erkennt man doch auch hier, dass es sich um eine Fälschung handeln muss! (Foto 4 rechts).

    Fake Favino Guitar

    Es ist bekannt dass auch Jean-Pierre Favino (wie schon sein Vater) zwar unterschiedliche Labels auf seinen Gitarren verwendet hat. In den ersten Jahren nach Geschäftsübernahme (1983/84) kamen da sogar noch meist die Original-Labels seines Vaters zum Einsatz (mit dem Schriftzug „Jacques Favino“), und dann meist zusätzlich mit „J-P. Favino“ unterschrieben.

    Auch gab es teilweise recht einfach aussehende Labels, die seinerzeit durchaus auch wie mit Schreibmaschine geschrieben ausgesehen haben…

    Ein derart kleines und billig gefälschtes Label wie dies hier (es sieht tatsächlich aus wie sehr billig mit einer Schreibmaschine gedruckt) war jedoch meines Wissens nach nie dabei (siehe Foto 4 oben rechts)

    Aber selbst wenn dieses Label wie behauptet von Jean-Pierre Favino stammen würde, gibt es ein weiteres wichtiges Indiz als Zeugnis der Fälschung: die Seriennummer. Eine Nummer #3407 wie auf dem Label angegeben kann es im Jahr 1982 nämlich gar nicht gegeben haben!

    Alle Favino-Modelle dieses Baujahres haben eine Nummer in der Höhe zwischen #700 (ca. Baujahr 1981) und max. #899 (Baujahr 1983) siehe auch unser Favino-Archiv.

    Die Seriennummern ziehen sich generell wie ein roter Faden durch die Geschichte der Favino-Gitarren. Eine solche Nummer wie #3407 jedenfalls war und ist (bis heute) niemals dabei. Hier hat der Fälscher offensichtlich nicht nachgedacht!

    Wer echte Favinos kennt weiss u.a. auch welche hochwertige Qualitätsarbeit in diesen Gitarren steckt.

    Fake Favino Guitar

    Man betrachte sich daher einmal genau den Halsansatz (Foto 5 links) und stellt dabei sehr schnell fest, dass hier ein weiteres Indiz für eine Fälschung vorliegt.

    Man achte dabei besonders auf den Abstand zwischen Halsansatz (Neckjoint) und der Kante an der Zarge links!
    Eine derart grobe und einfache Verabeitung des Halsübergangs hätte die Werkstatt eines Jean-Pierre Favino niemals verlassen…

    Selbst wenn es sich also bei dieser als „echte“ Favino-Rarität angepriesenen Gitarre sicher ein ganz nettes Instrument ist (das Holz sieht ja durchaus ansprechend aus), so kann es sich jedoch niemals um eine echte Favino handeln, wie an o.g. Beispielen schlüssig aufgezeigt wurde…

    Fake Favino Guitar

    (Siehe auch unser Artikel Merkmale originaler Favino-Gitarren.. Davon abgesehen würde dieses Instrument daher niemals einen Preis von 6.500.- EUR wert sein!


    Fälschung Favino Gitarre 2

    Hier ist ein weiteres Beispiel einer „gefakten“ Favino Gitarre, welche 2014 als „echte alte Favino um 1950″ im Internet bei eBay angeboten wurde.

    Bei diesem 2. Beispiel einer offensichtlich gefälschten Favino wurde zunächst versucht mit so genanntem „aging“ das Holz des Instrumentes auf „alt“ zu trimmen. Wer sich etwas mit Holz auskennt weiss wie so etwas funktioniert.
    Zu erkennen ist das u.a. an der Fleckigkeit der Lackierung. Eine echte alt gewordene Lackierung sieht anders aus. Und originale Favinos waren immer von Hand mit „french polish“ versehen, also einer Schellack-Lackierung. Diese sieht komplett anders aus wenn sie alt wird.

    Dies allein wäre aber natürlich noch kein Beweis für eine Fälschung denn auch alte Favinos sehen manchmal etwas mitgenommen aus wenn sie wirklich „gealtert“ sind.

    Fake Favino Guitar

    Recht eindeutig spricht hier aber der Halsansatz (Neckjoint) eine völlig andere Sprache (Foto links).
    Dies kann niemals eine echte Favino sein, denn der Neckjoint sieht bei Favino viel filligraner aus und hat einen anderen Übergang.

    Auch hat das Instrument, wenn es denn wirklich alt sein sollte, keinen typischen dreiteiligen Ahorn-Hals wie er bei allen alten Favinos anzutreffen ist… (siehe unseren Artikel Merkmale originaler Favino-Gitarren). Ja, es hat noch nicht einmal einen 2-teiligen Hals, der ansonsten auf den neueren Favino-Modellen ab 1990 verbaut ist.

    Hier sieht man die eher etwas grobe, wuchtige Form des Halsübergangs (Bild rechts). So etwas gab es bei Favino niemals. Weder bei alten noch bei neueren Modellen.

    Fake Favino Guitar
    Fake Favino Guitar

    Auch untypisch ist die Form des Korpus (Bild links). Dieser stimmt mit den originalen Maßen und der Form von Favino Gitarren nicht überein. Weder von alten noch von neueren Modellen.

    Und: weder das Tailpiece noch die Brücke sind original von Favino so verbaut worden.

    Hier zum Vergleich die original Form eines Favino Bodies „Mod. No.10“ mit original Tailpiece (Bild rechts).

    Man sieht auf dem Bild oben im Vergleich, daß die Form des Cutaways dort deutlich höher gezogen und anders geschwungen ist. Auch ist der Durchmesser des Bodies im unteren Teil deutlich breiter. Die Proportionen sind also komplett andere.

    Fake Favino Guitar
    Fake Favino Guitar

    Auch die Form des Kopfes der Gitarre hat mit einer echten Favino null Ähnlichkeit. Und wie gesagt es ist kein dreiteiliger (Ahorn-)Hals vorhanden. Dieser hier ist eher aus Rosewood oder Nussbaum.

    Die Form der Kopfplatte ist völlig anders. Und als drittes und letztes sind die Mechniken völlig verschieden und billige Riegelmechaniken. Auch solche wurden auf Favinos nie verbaut.

    Das sind aber bei weitem nicht alle Merkmale die anders sind als bei dem hier vorgestellten Favino Fake.

    Betrachtet man sich nämlich das angebliche „Label“ des gezeigten Instrumentes wird schnell klar, daß hier jemand sehr plump versucht hat ein solches zu fälschen. Ein Label wie das hier unten gezeigte hat es von Favino niemals gegeben!
    Weder bei den alten Gitarren (1958-1983) des Vaters Jacques, noch bei den neueren Labels des Sohnes Jean-Pierre (siehe die Bilder oben mit original Favino Labels aus den verschiedenen Baujahren).

    Kurz gesagt: diese Gitarre ist definitiv keine Favino, weder eine alte noch eine neue.
    Sondern eher ein relativ billiger Body (die Form des Neckjoints erinnert an billige Richwood-Gitarren), der mit „aging“-Methoden versucht wurde auf alt zu trimmen. Die angebaute Hardware (Mechaniken, Tailpiece und Brücke) passen nicht. Die Bodyform und Maße sind andere, der Headstock passt nicht. Fazit: hier liegt Betrug vor!


    Resumeé

    In diesem Sinne : Augen auf beim Gitarrenkauf. Lasst Euch nicht übers Ohr hauen von Leuten die euch billige Kopien als „echte Raritäten“ für teures Geld anbieten! Wie ihr an den beiden Beispielen oben sehen könnt, wird versucht mit billigen Mitteln „viel Geld aus alten Instrumenten rauszuholen“. Also seid wachsam.

    Schaut vor jedem Kauf in unsere JM-Guitar-Gallery, seht Euch dort die Merkmale echter Favinos, Busatos, DiMauros und anderer alter Gypsyjazz Gitarren genau an – der Unterschied ist schnell klar.
    Oder lest unsere „7 wichtigen Tipps zum JM-Gitarrenkauf, an die man sich immer halten sollte, egal um was für ein Instrument es sich handelt was man kaufen möchte.


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