Merkmale – Favino Gitarren

    Merkmale – Favino Gitarren. In dieser Artikelserie beschreiben wir, wie auch schon in unseren Artikelserien Merkmale originaler Selmer-Gitarren, Merkmale originaler Busato-Gitarren und Merkmale originaler DiMauro-Gitarren, die wichtigsten Merkmale von original Favino-Gitarren.

    Merkmale - Favino Gitarren

    Die Zeitperioden

    Grundsätzlich muss man bei Favino-Gitarren 2 verschiedene Zeitperioden unterteilen:
    die Gypsyjazz-Modelle des Vaters Jacques Favino wurden gebaut von ca. 1956 bis 1982/83 und die Gypsyjazz-Modelle seines Sohnes Jean-Pierre Favino, gebaut ab 1983/84 bis heute.

    Hier zu sehen je eine Jacques Favino Bj. 1960 (Bild 1 links) und je ein Modell von Jean-Pierre Favino, ein D-hole Modell aus 1984 (Bild 2 rechts), sowie aus Bj. 1995 (Bild 3 rechts).

    Periode 1: Jacques Favino

    Beide Zeitperioden und ihre Instrumente unterscheiden sich grundsätzlich. Die ab ca.1956 von Jacques Favino gebauten Gitarren weisen eine grössere und dickere Bauform des Korpus als die der Selmer-Gitarren auf und haben eine andere, eigens durch Jacques Favino entworfene Anordnung der Bracings (Verstrebungen) im Korpus selbst.
    Alle Modelle gab es von Anbeginn sowohl als O-Loch, aber auch als D-Loch-Modelle (siehe auch Merkmale originaler Selmer-Gitarren), wobei die gebauten O-Loch-Modelle beider Favinos (Vater und Sohn) weitaus in der Überzahl sind.

    Die Verstrebungen (Bracings)

    So baute Jacques Favino seine ersten akustischen Jazz-Gitarren-Modelle No. 10 mit 5 Bracings (Verstrebungen, Bild links unten). Entgegen den original konstruierten 4-Bracings der Selmer-Gitarren (Bild mitte unten). Dies ergibt ein komplett anderes Schwingungsverhalten der Decke, die ja hauptsächlich für den Sound einer akustischen Gitarre verantwortlich ist.

    Allerdings gab es nach dem Weggang von Mario Maccaferri von Selmer auch eine sog. „transitional Period“, also eine Übergangsphase in der mit verschiedensten Veränderungen des von Maccaferri entworfenen Grundmodells experimentiert wurde. Das erklärt auch, warum es durchaus unterschiedliche Selmer-Modelle mit verschiedenen Bracings (sowohl mit 4, 5 aber auch sogar nur 3 Bracings) gibt.

    Die von Jacques Favino sehr früh Ende der 50-Jahre entworfenen Bracings seiner Gitarrenmodelle sind ausschlag-gebend für den „typischen“ Favino-Sound: runde Bässe, crispe Höhen und durchsetzungsfähige Mitten, mit einem Touch „Knurren“ dabei (Bild rechts: Favino Mod. Jazz, 1956).

    Merkmale - Favino Gitarren

    Man kann diesen typischen Gitarren-Sound auf vielen Schallplattenaufnahmen der grossen Gypsyjazz-Gitarristen wie Tschan-Tschou Vidal, Bireli Lagrene oder Hännsch´che Weiss, Moreno Winterstein oder Tschavolo Schmitt (und viele, viele andere mehr) eindeutig heraus hören.

    Die Hälse (Neck)

    Merkmale - Favino Gitarren

    Grundsätzlich verbaute Jacques Favino bei allen seinen Gitarren-Modellen dreiteilige Hälse aus Ahorn mit einem Griffbrett aus Ebenholz. Dies ist ein sehr typisches Merkmal, quasi sein Markenzeichen, welches heute von verschiedensten Gitarrenbauern nachempfunden und kopiert wird (Bild 6 links).

    Eine seiner ersten Gitarrenserien aus den 1960er Jahren, das Modell Macias (ursprünglich für Jacques Brel gebaut), hatte ausserdem zusätzlich wunderbare Inlays aus echten Perlmuttstreifen (Bild 7 rechts).

    Merkmale - Favino Gitarren


    Der Halsübergang (neckjoint)

    Bei Favino-Gitarren ist ausserdem der Halsübergang (Neckjoint) sehr fein ausgearbeitet, sodass die höheren Lagen trotz des dickeren Korpus der Gitarren sehr gut spielbar sind.

    Auch das ist ein sehr typisches Merkmal im Gegensatz zu vielen anderen Gypsyjazz-Gitarren und Selmer-Kopien welche oft deutlich gröbere Neckjoints aufweisen.

    Merkmale - Favino Gitarren

    Die Kopfplatte (Headplate)

    Eine weitere Besonderheit von alten Favino-Gitarren (1960 -1984) ist die Kopfplatte der Gitarren, welche im oberen Teil etwas schmaler als die der Selmer-Gitarren, im unteren dagegen etwas breiter ist (Bild 7 rechts).

    Die Kopfplatten der von Jean-Pierre Favino gebauten Gitarrenmodelle wurde von ihm ab den frühen 1990er Jahren wiedrum verändert und hatte eine durchgängig etwas breitere Form.
    In den Jahren zwischen 1984 und 1990 experimentierte Jean-Pierre Favino mit verschiedenen Formen sodass es hier eine Übergangsphase mit etwas unterschiedlichen Formen gibt.

    Weiter zu -> Merkmale originaler Favino-Gitarren (Teil 2/3)


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