Merkmale Selmer-Gitarren (2/3)
In dieser Artikelserie Merkmale Selmer-Gitarren (2/3) beschreiben wir, wie auch schon in unseren Artikelserien Merkmale originaler Busato-Gitarren, Merkmale originaler Favino-Gitarren und Merkmale originaler DiMauro-Gitarren, die wichtigsten Merkmale von original Favino-Gitarren. In diesem Teil 2 der Serie beschreiben wir die genauen Details zu Selmer-Modellen, Korpusform, Hals, Mechaniken und weitere Details.
Der Resonator
Die ersten dieser Maccaferri D-Loch-Modelle „Orchestre“ von 1932 – 1934 waren mit einem sog. „Resonator“ ausgestattet (siehe Bild rechts).
Der Einbau eines Resonators (eine Art Klangtrichter im Korpus der Gitarre ähnlich einem Subwoofer, der den Sound zusätzlich „verstärken“ sollte) wurde aber von Selmer bald aufgegeben, da die Verbesserungen des Klangs und der Lautstärke nur relativ marginal, der Aufwand beim Einbau dagegen aber beträchtlich waren.
Der Resonator wurde in zwei Ausführungen gebaut: eine Version mit nur einem, eine andere mit zwei Löchern in der gebogenen hölzernen Klangbox direkt unterhalb des D-Schallloches. Wobei lediglich die erste Variante deutliche Verbesserungen im Klangbild brachte.
Der Einbau des Resonators war jedoch relativ aufwendig, so dass die Klangverbesserung der aufwendigen Produktion entgegen stand, weshalb der Einbau dann ab den späten 1930er Jahren eingestellt wurde.
Aber es gibt bei den Selmer-Gitarren natürlich auch noch eine Reihe weiterer Merkmale die, genau wie bei anderen Gypsyjazz-Gitarren (siehe auch „Merkmale originaler Favino-Gitarren“ und „Merkmale originaler Busato-Gitarren„), einem Kenner sagen können ob ein Intrument echt ist oder nicht.
Es ist selbstverständlich dass auch diese Merkmale von einem gewievten Gitarrenbauer gefälscht werden könnten – es gibt also keine Garantien…
Der Hals
• So besitzen die Selmer-Modelle (sowohl der D-Loch als auch die der O-Loch-Serien) ausnahmslos alle 3-teilige Hälse die zum einen kurz unterhalb der Kopfplatte angesetzt sind (siehe Foto 1 links), zum anderen am Neckjoint (also der Übergang zum Korpus) angesetzt sind (siehe Foto 2).
Dies war anscheinend einem „Material-Mangel“ in dieser (Vorkriegs-)Zeit geschuldet. Anscheinend gab es (speziell in den späteren Kriegsjahren zwischen 1939 und 1945) nicht genügend Nachschub für Hölzer die man komplett zusammenhängend als Gitarrenhals hätte verarbeiten können.
So wurden oftmals für Kopflatte und Hals auch unterschiedlich gemaserte Hölzer verwendet, was aber nicht unbedingt entscheidend für den Klang ist (siehe Foto 2 +3 oben). Die Hälse waren meist ausnahmslos aus verschiedenen Stücken Walnuss-Holz gefertigt.
• Die Hälse der frühen Selmer-Modelle waren relativ rechteckig (siehe Foto rechts), um eine grössere Stabilität zu gewährleisten, da man damals noch keine Stahlstäbe (Trussrod) in die Hälse einbaute.
Später wurden die Hälse der Serlmer-Gitarren dann für eine bessere Spielbarkeit auch etwas mehr abgerundet gebaut (ab den späten 40er Jahren).
Die Mechaniken
• Auf den Selmer-Gitarren wurden von Anfang an ausschliesslich die sog. SB-Mechaniken (SB = Salvatore Billardi) verbaut, welche von Selmer (und später dann auch von Busato und Favino) speziell in Auftrag gegeben und von Billardi in Handarbeit produziert wurden.
Zu erkennen sind diese an den charakteristischen „S“-Initialen (S = für Selmer) auf den Abdeckkappen der Mechaniken. (Siehe Foto links).
Die für Busato und Favino in späteren Jahren bei Billardi im Auftrag produzierten Mechaniken unterscheiden sich nur durch die entsprechenden unterschiedlichen Gravuren (BB für Busato und SB bei Favino) auf den Abdeckkappen.
Hiervon gab es zwar unterschiedliche Ausführungen, andere Mechaniken fanden jedoch bei Selmer keine Verwendung.
Allerdings wurden bei manchen Instrumenten nachträglich auch andere Mechaniken verbaut, z.B. als Ersatz für defekte oder abgebrochene Mechaniken. Originale Mechaniken sind also nur „ein“ Indiz für die Echtheit eines alten Selmer-Instrumentes, jedoch noch kein alleiniger Beweis.
Die Kopfplatte (Headplate)
• Ein weiteres charakteristisches Merkmal von „echten“ Selmer-Gitarren ist die Form der Kopfplatte.
Im Gegensatz zu vielen nachträglich hergestellten Selmer-Kopien (siehe Django-Guitarmakers) waren die Kopfplatten der Selmers i.d.R. recht schmal.
Sie unterscheidet sich dadurch meist deutlich in ihrer Form von vielen dieser Kopien. (Siehe Foto oben, rechts). Auch die Klangeigenschaften der Gitarren werden davon teilweise in ihrem Schwingungsverhalten beeinflusst.
Der Saitenhalter (Tailpiece)
• Auch ein weiteres wichtiges Merkmal, wenngleich dieses auch des öfteren mal ausgewechselt worden sein kann (ähnlich wie bei den Mechaniken s.o.), ist der Saitenhalter, das sog. Tailpiece.
Bei den orginalen Selmer-Gitarren wurde ein Tailpiece mit einem eingravierten „S“ montiert
(siehe Foto links).
Diese Tailpieces sind nicht zu verwechseln mit den nachgemachten Saitenhaltern der heutigen, billigen (SAGA) Gitarren-Modelle die ebenfalls ein von Selmer nachempfundenes geprägtes „S“ auf ihren Tailpieces verwenden.
Die original Tailpieces von Selmer waren aus reinem, verchromtem Messing. Die von SAGA heute hergestellten dagegen sind aus billigem vergoldetem Blech.
Auch die Firma Miller (Schweiz) u.a.m. stellen heute solche nachgemachten Tailpieces her, jedoch deutlich hochwertiger und ebenfalls aus massivem Messing.
(All images remain copyrighted by their respective owners ©2010)
Merkmale originaler Selmer-Gitarren (3/3)
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