Gypsyjazz History (3/3)

    Gypsyjazz History (3/3) – Die dunkle Seite der Macht

    Einer der dunkelsten Abschnitte in der deutschen Geschichte und damit auch in der Geschichte der Sinti und Roma war und ist aber die Zeit des Nationalsozialismus.

    Gypsyjazz History (3/3)

    Siehe auch unter JM-History -> Völkermord Quelle: Zentralrat Sinti & Roma.


    Über 700.000 Sinti & Roma wurden in den KZs der Nationalsozialisten ermordet.

    […]“Zwar wurden Sinti und Roma über Jahrhunderte diskriminiert und verfolgt, doch parallel zur Politik der Ausgrenzung hat es gerade auf regionaler Ebene vielfältige Formen eines normalen und friedlichen Zusammenlebens von Minderheit und Mehrheitsbevölkerung gegeben.

    Vor 1933 waren die deutschen Sinti und Roma als Nachbarn oder Arbeitskollegen vielfach in das gesellschaftliche Leben und in die lokalen Zusammenhänge integriert. Viele hatten im Ersten Weltkrieg oder schon zuvor in der kaiserlichen Armee gedient und waren hoch dekoriert worden. Dies gilt auch für Sinti und Roma in anderen europäischen Ländern.

    KZ_RomaMit der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde diese Normalität des Zusammenlebens systematisch zerstört. Auf Grundlage der Rassenideologie wurden Sinti und Roma schrittweise entrechtet, ihrer Lebensgrundlage beraubt und schließlich in Vernichtungslager deportiert.„[…]

    (Quelle: Stadtmuseum Erfurt)

    […]“Auch die Verfolgung der Sinti und Roma begann Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten.

    Leider haben Ressentiments generell gegenüber fahrendem Volk wie Sinti und Roma (aber auch anderen fahrenden Volksgruppen wie Jenischen oder Schaustellern) bis in die heutige Zeit eine (unglückliche) eine lange Tradition.

    Unter den Nationalsozialisten erreichte sie aber ihren schrecklichen Höhepunkt. In der nationalsozialistischen Rassenlehre nahmen die Roma eine Sonderstellung ein. Sie wurden zwar teilweise als „Arier“ angesehen, aber ihre Lebensweise passte trotzdem nicht ins Konzept der Nationalsozialisten und so wurden sie meist unter der Kategorie „Asoziale“ in Konzentrationslager eingeliefert.„[…]

    (Quelle: Anne Frank Guide)

    Und diese, auch „Antiziganismus“ genannte Grundhaltung ist leider auch heute noch bei sehr vielen Deutschen und anderen europäischen Nachbarn sehr weit verbreitet.

    Gypsyjazz History (3/3)

    […]“Antiziganismus ist eine Denkweise, die diese Menschen als „fremd“, „müßiggängerisch“, „musikalisch“ und „frei“, „primitiv“, „archaisch“, „kulturlos“ oder „kriminell“, „nomadisch’“ und „modernisierungsresistent“ kennzeichnet, um nur einige Merkmale zu nennen.
    Antiziganismus richtet sich gegen eine ethnische Minderheit, der ein solches Verhalten als unveränderliche Wesensart unterstellt wird und ist eine bis heute in der heutigen Gesellschaft durchaus akzeptierte Grundhaltung vieler Menschen gegenüber Sinti und Roma.

    Diese Grundhaltung macht es unmöglich, die realen Menschen zu erkennen und sie führt zu massiven Diskriminierungen der Minderheit. Damit lässt sich auch der Antiziganismus als Teil des kulturellen Codes der deutschen – der westlichen – Gesellschaft deuten.
    Antiziganismus beinhaltet oft Projektionen gedeutet, in denen das eigene Wollen und die eigenen Wünsche dem „Anderen“ unterstellt werden.

    Im Antizganismus findet sich auch der Ausdruck des eigenen „fremden“ Ichs, das im Rahmen der Mehrheitsgesellschaft nicht gelebt werden darf .Antiziganismus ist damit eine Abwehrhaltung gegenüber den eigenen individuellen Wünschen. Für die Projektion stehen alte Zigeunerbilder zur Verfügung, denen aber je nach gesellschaftlicher Gegebenheit, neue Bilder gefunden werden können.“[…]

    (Quelle: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma)

    Auf der Website des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma findet sich eine sehr ausführliche Erläuterung zu diesen und anderen Vorurteilen. Auf jeden Fall ist ein Besuch auf diesen Seiten eine Pflichtlektüre für jeden der sich näher mit dem Thema auseinander setzen möchte.


    Um die Musik der Sinti und Roma zu verstehen, und damit auch den später legendären Swingjazz eines Django Reinhardt der ebenfalls alle diese o.g. Einflüsse in seiner Musik vereinte und damit auch die Musik seiner Nachfahren der heutigen Sintimusiker (wie z.B. eines Bireli Lagrene, Stochelo Rosenberg oder Tschawolo Schmitt uvm.),

    Gypsyjazz History (3/3)

    sollte man sich als interessierter Musiker auf jeden Fall einmal mit all diesen Fakten aber zumindest auch den verschiedenen Musikstilen (zumindest theoretisch) befasst haben.

    […]“Die geschichtlichen Fakten allerdings hatten und haben auch heute noch sicherlich einen grossen Einfluss auf das allgemeine Verhalten und dadurch u.a. auch auf die Musik der Sinti und Roma gehabt.“[…]

    (Quelle: Wikipedia: Gypsyjazz)

    Wer sich nicht vorstellen kann wie es ist seine Familie ganz oder teilweise in einem KZ verloren zu haben, der wird sicherlich auch kein Verständnis für die Ablehnung finden die uns Deutschen häufig von manchen Sintis deswegen entgegengebracht wird. Es ist Misstrauen eines geschundenen Volkes welches sich völlig natürlich abschottet und versucht sich als Ganzes mit seiner Sprache und seinen Traditionen zu bewahren, zumindest mit dem was davon noch übrig geblieben ist.

    Sintilager in KZ Theresienstadt

    Der sensible Umgang mit diesen Themen und das Verständnis und auch die Toleranz aufzubringen sich mit diesen Dingen intensiver auseinanderzusetzen fehlt leider auch heute noch vielen Menschen (leider auch Musikern!), obwohl dies unser aller Verpflichtung spätestens durch die eigene Geschichte unseres deutschen Landes geworden ist.

    Jeder der sich für Gypsyjazz interessiert sollte dieses (Verständnis und Toleranz) zu allererst aufbringen, bevor er/sie sich mit der Musik näher befasst.
    Respekt gebührt zunächst einmal jedem Menschen auf diesem Planeten denn wir sind, auf die eine oder andere Art, alle Ausländer oder Fremde im einen oder anderen Land. Und im Universum sowieso…

    Aber: nur gemeinsam kann man wieder einen Weg zu einem friedlichen Miteinander in gegenseitigem Vertrauen finden – und hier kann (und sollte) die MUSIK eine wertvolle Hilfestellung leisten.

    Musik ist eine universelle Sprache mit der wir uns direkt verständigen können … egal welcher Nationalität und Rasse oder Hautfarbe wir angehören. Musik kann Brücken bauen zwischen den Menschen. Jedoch Respekt und Toleranz einem anderen Menschen oder einer anderen Kultur gegenüber gehören zu allererst und absolut dazu.

    Versuchen wir also zu allererst diesen Respekt und Toleranz bei uns selbst aufzubringen und dann gemeinsam Musik zu schaffen die Grenzen überwindet!

    Mehr lesen -> JM-History -> Die Gitarre im Gypsyjazz


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