Solotechnik des Gypsyjazz

Die Solotechnik des Gypsyjazz ist, wie so vieles in diesem Musikstil, sehr stark beeinflusst durch Django Reinhardt, den grossen Wegbereiter und Grand Maitre dieser Musik.

Wie schon in den beiden Artikeln „Spieltechnik des Gypsyjazz und „Django Reinhardt – the Guitar-Maestro“ ausführlich beschrieben, hatte Django Reinhardt im Alter von 18 Jahren einen schweren Unfall, bei dem seine linke Körperhälfte schwer verbrannt wurde.

Solotechnik des Gypsyjazz

Durch diese „Behinderung“, seine linke Greifhand war stark von den Verbrennungen betroffen (siehe Foto links), war es ihm nicht möglich gewisse Bewegungen mit seinem Kleinen- und Ringfinger auszuführen.
Diese Einschränkung führte zu sehr eigenen Griff-Techniken die Django anschliessend entwickelte, z.b. für Akkorde aber auch in der Solotechnik.

Ein maßgeblicher, grosser Unterschied zur herkömmlichen Gitarrenspieltechnik war und ist aber, auch heute noch, der Rhythmus-Anschlag.

Normalerweise sind Gitarristen die von anderen Musikstilen wie Blues, Rock oder Pop kommen gewohnt das sog. „Alternate Picking“ zu verwenden. Dies ist eine Anschlagstechnik bei der man mit dem Plektrum jeweils abwechselnd einen Schlag nach unten oder oben ausführt

Solotechnik des Gypsyjazz

(siehe Beispiel 1, ein Auszug aus meinem neuen Lehrbuch „Gypsyjazz Guitar“ welches im Herbst 2011 auf den Markt gekommen ist).

Man sieht bei dem folgenden Notenbeispiel ganz gut dass, selbst bei einem Saitenwechsel, die Ansschlagsrichtung nicht verändert wird, d.h. man bleibt dabei immer konsequent in der „Down-Up-Down-Up“-Bewegung des Saiten-Anschlages.

Im Gypsyjazz wird jedoch eine ganz andere Anschlagstechnik verwendet, nämlich das sog. „Rest-Stroke“ Picking.

Solotechnik des Gypsyjazz

Beim „Rest-Stroke“-Picking handelt es sich um eine Anschlagstechnik die vom klassischen „Apoyando“ abstammt.

Das Apoyando (span. f. anlegen, aufsetzen) bezeichnet das Anlegen der Finger an die nächstfolgende Saite.  Das bedeutet wenn man eine Saite mit einem Finger angeschlagen hat, setzt sich der Finger auf die enstprechend darunter liegende Saite auf um darauf zu Ruhen.

Das „Rest-Stroke“-Picking ist eine davon abgeleitete und auf das Plektrum-Spiel übertragene Variante davon. Hier wird beim Anschlagen der Saite das Plektrum bis auf die nächste Saite heruntergedrückt um darauf zu liegen zu kommen.

Das „Rest-Stroke“-Picking welches im Gypsyjazz Anwendung findet hat aber noch eine weitere Eigenschaft: beim Saitenwechsel wird grundsätzlich immer ein „DOWN“-Stroke (also ein Schlag nach unten) ausgeführt und dies auch bei mehreren aufeinanderfolgenden Saiten (siehe Beispiel 2).

Auch sehr stark beeinflust durch Django Reinhardt und seine einzigartige Grifftechnik sind die in der Solotechnik des Gypsyjazz verwendeten Skalen, Läufe und/oder Arpeggien.

Sehr schnell erkannte Django, dass er mit Arpeggien (also sog. „zerlegten Akkorden“) relativ viele und auch beeindruckende Tonkombinationen als Solo spielen konnte ohne sich gross anstrengen zu müssen.

Solotechnik des Gypsyjazz

Anscheinend kamen ihm auch die relativ einfach zu greifenden Arpeggien als Solotechnik entgegen, da er ggf. so ohne grosse Schmerzen spielen konnte. Nicht umsonst verwendete Django in sehr vielen seiner Soli diese Arpeggien sehr extensiv.

Anschliessend ein Beispiel eines (sehr einfachen) Arpeggios in Am, basierend auf einem Barré-Akkord gegriffen am 5. Bund:

Solotechnik des Gypsyjazz

Wer mehr über die Solotechnik erfahren oder diese entsprechend lernen möchte kann sich gern hier über meinen Workshop „Masterclass für Gypsyjazzgitarre“ informieren, in welchem u.a. Rhythmus-, aber auch die Anschlags- und Solotechnik mit vielen Beispielen vermittelt wird.

Oder man kann sich ab sofort auch mein Buch „Gypsyjazz Guitar“ beim Alfred Verlag (Köln), bei Amazon.de oder auch hier auf der Website bestellen und dann ebenfalls in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung diesen Rhymthmus und die Solotechnik erlernen.


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Gypsyjazz Guitar -a Tribute to GypsyjazzGypsyjazz Guitar – a tribute to Gypsyjazz
Gypsy-Jazz bzw. Jazz-Manouche ist der erste in Europa entstandene Jazzstil.
Seine Einflüsse kommen aus dem französischen Musette-Walzer, dem ungarischen Çsardas oder dem spanischen Flamenco, sowie der Sinti-Musik selbst, die von den Sinti-Musikern in Swing-Phrasierung interpretiert wurde.
Ziel des Buches: Nicht nur eine umfassende Gitarrenschule für Gypsy-Jazz Gitarre zu verfassen, die die rhythmischen und solistischen Aspekte der Gypsyjazz Gitarren-Spielweise vermittelt, sondern auch den Respekt gegenüber der uralten Tradition der Sinti.

Inhalt Teil 1: Rhythm Guitar: Comping, La Pompe-Rhythmus, Dead Notes, Gypsychords, Voicings, Blues-Kadenz, Chord Substitution
Inhalt Teil 2: Solo Guitar: Reststroke Picking, Arpeggio Picking, Sweptstroke Picking, Skalen, Arpeggien, Solo Licks

Verlag: Alfred Music Publishing GmbH; Auflage: 1 (15. Oktober 2011)
Sprachen: Deutsch / English ISBN-10: 3933136865 – ISBN-13: 978-3933136862

148 Seiten, mit Play-alongs und Noten & Tabulatur + Audio-CD Preis: 25,80

Erhältlich bei Amazon, Alfred Verlag oder www.bertino-guitarrist.com


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