Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Merkmale Favino-Gitarren (3/3) – In dieser Artikelserie beschreiben wir, wie auch schon in unseren Artikelserien Merkmale originaler Selmer-Gitarren, Merkmale originaler Busato-Gitarren und Merkmale originaler DiMauro-Gitarren, die wichtigsten Merkmale von original Favino-Gitarren. Teil 3 der Serie beschreibt die Detail zu Tailpieces, Bauform, Mechaniken, Hals und weiteren Details.

    Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Die Saitenhalter (Tailpiece)

    Als Saitenhalter verwendete Jacques Favino unterschiedliche Modelle. Auf seinen älteren Gitarren bis ca. Bj. 1980 verwendete er meist Tailpieces aus versilbertem Messing (Bild 1 links)
    wie hier links im Bild das TP einer Favino Bj. 1964. Rechts daneben (Bild 2, mitte) sieht man
    Tailpiece einer Favino Baujahr 1982.

    Allerdings übernahm auch sein Sohn Jean-Pierre Favino auf seinen ersten Modellen bis ca. Ende der 1990er Jahre das typische Tailpiece aus versilbertem Messing (Bild 2), welches bis dahin fast schon zu einem Favino-Markenzeichen geworden war.

    Erst etwa Ende der 1990er Jahre begann Jean-Pierre Favino eigene Wege zu gehen und seine Gitarren mit eigens designten Saitenhaltern aus geschnitztem Ebenholz mit einer Halterung aus reinem Messing auszustatten (Bild 3 rechts oben).
    Allerdings gab es, wahrscheinlich auf Kundenwunsch (oder ggf. vielleicht auch Nostalgie und Rückbesinnung auf die alten Traditionen), auch in den späteren Jahren nach 1990 immer wieder Gitarren aus der Werkstatt von Jean-Pierre Favino die mit den alten versilberten Messing-Tailpieces (Bild 2, Mitte oben) ausgestattet waren.

    Periode 2: Jean-Pierre Favino

    Geänderte Bauform

    Aber nicht nur die Saitenhalter wurden über die Jahre verändert.

    Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Hatte Jean-Pierre Favino bis gegen Ende der 1980er und noch bis Anfang der 90er Jahre sehr nah an den Vorlagen und Bauplänen seines Vaters Jacques gearbeitet und Gitarren gebaut die hätten aus der Hand seines Vater stammen können (meist die Modelle No.10), so begann ab 1990 eine neue Ära.

    (Bild links: Favino Mod.10 1983)

    In den 1990er Jahren begann Jean-Pierre Favino mehr und mehr zu experimentieren und eher wieder die alten, originalen Selmer-Maße für seine Gitarren zu verwenden. Hier das Beispiel einer Favino Baujahr 1991 (Bild 4 rechts).

    Favino 1981-20xx
    Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Die Zargen der Gitarren wurden insgesamt wieder schmaler und auch die Korpusform wurde insgesamt wieder kleiner (Bild 5 links).

    Die neue Kopfplatte (Headstock)

    Mit der Kopfplatte wurde nun in den Formen mehr variiert, insgesamt etwas grösser und neu war auch der dort nun mit Goldschrift aufgebrachte Namenszug „JPFavino“ ab ca Bj. 1990 (Bild 6) und nur noch „Favino“ ab Bj. 1998 bis heute (Bild 7).

    Die Hälse (Neck)

    Eine weitere Veränderung betraf die Hälse seiner Gitarren. Die bis dahin als Markenzeichen von Favino-Gitarren bekannt gewordenen dreiteiligen Ahorn-Hälse wurden ab ca. 1990 von meist zweiteiligen Ahorn- bzw. auch einfachen, ebenfalls 2-teiligen Indian Rosewood-Hälsen abgelöst.

    Ein typische Merkmal von Jean-Pierre Favinos neuen Gitarren-Modellen der Baureihen ab ca. 1990 sind seither die zweiteiligen Hälse (siehe Bilder mitte links 9 und 10). Auch verwendete er nun öfters verschiedene andere Formen für die Übergänge der Griffbretter zum Body (Bild 11 rechts) nach alten Vorlagen von Selmer.

    Die Mechaniken (Tuners)

    Aber nicht nur die Formen der Hälse und Bodies veränderten sich.

    Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Hatte sein Vater Jacques und auch er, von Anbeginn immer mit den robusten SB-Mechaniken gearbeitet, so verwendete er nun ab ca. 1990 die neuen Schaller-Mechaniken (Bild 20). Diese sog. „Open Schallers“ waren in den 90er Jahren auch eher in Mode.

    Das eigentliche Problem dabei war wohl hauptsächlich die Lieferbarkeit,

    Salvattore Billardi hatte 1978 seine Produktion eingestellt und war in Rente gegangen. Und es waren daher keine weiteren seiner Mechaniken mehr auf dem Markt zu bekommen.

    Wobei die „Open Schallers“ qualitativ durchaus an die SBs heran kommen. Heute verwendet Jean-Pierre Favino auschliesslich „Open Schaller“-Mechaniken auf allen seinen Instrumenten.

    Merkmale Favino-Gitarren (3/3)

    Generell war die Familie Favino im Gitarrenbau immer recht aufgeschlossen und experimentierte mit den verschiedensten Instrumenten-Typen.

    So gab es u.a. klassische Gitarren (1960-80), elektrische Jazz- (1960-70er Jahre) und elektrische Rockgitarren (1970er Jahre), 12-saitige Gitarren, elektrische Bässe und ausgefallenere Modelle (Mod. Tres Rosas) uvm. aus den Werkstätten der Familie Favino.


    Mehr zur Geschichte der Familie Favino auch hier in unserem Artikel „Favino History“ und auf der Homepage von J.P. Favino.


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